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Advent bei uns zu Hause

Kunst, Kultur und ganz viel vorweihnachtliche Atmosphäre

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Kunst gibt es im ehemaligen restaurierten Pferdestall. FOTO: GEISLER

Advent bei uns zu Hause

Von Dagmar Simons Karwe. Ein Gewinn für das ganze Dorf: Das ist nicht nur für Heidemarie Petruschke der Karwer Weihnachtsmarkt, der am Sonnabend bereits zum 23. Male stattfindet und den sie seit vielen Jahren mitorganisiert.Der kleine Markt zieht Besucher aus der ganzen Umgebung an. Es hat sich herumgesprochen, wie schön es sich durch die alte Scheune vorbei an Ständen mit regionaler Handwerkskunst bummeln lässt und sich viele auf einen Glühwein mit Bekannten zum kleinen Plausch treffen.

Artikel veröffentlicht: Freitag, 15.12.2017 12:00 Uhr

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Traditionell ist der offizielle Auftakt um 14 Uhr in der Kirche. Kirchenmusikerin Juliane Felsch-Grunow und Schauspieler Alexander Bandilla stimmen eher besinnliche Töne an mit einem Orgelkonzert und einer weihnachtlichen Lesung. Ab 15 Uhr geht das vorweihnachtliche Treiben in der Gutsscheune los. Lange Schlangen am Wildschweinstand, wo es die beliebten Wildschweinburger gibt, sind vorprogrammiert. An 20 Ständen werden Weihnachtsschmuck, Strickwaren, Honig, Spielzeug, Keramik, beleuchtete Sterne, Holzarbeiten und Antiquitäten angeboten.

Allein drei Keramikerinnen bieten ihre Werke an, alle haben unterschiedliche Stile. „Es gibt alles, was das Herz erfreut“, sagt Heidemarie Petruschke. Und dazu noch vieles für den Magen: Kuchen, Waffeln, Bratwurst vom Grill, Glühwein und heißen Apfelpunsch.

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Im ehemaligen, restaurierten Pferdestall findet zeitgleich ein Kunstmarkt statt, auf dem regionale Künstler ihre Arbeiten zeigen, unter anderen ist dort der Karwer Verleger Günter Rieger mit seinen Büchern vertreten. Auf dem Gutshof kann sich derjenige, der noch auf der Suche nach einem schönen Weihnachtsbaum ist, eine Nordmanntanne in drei unterschiedlichen Größen aussuchen. Im Haus der Generationen gibt es Kaffee und Kuchen – und wohlige Wärme. Für den Kuchenbasar backt das ganze Dorf. Der Erlös wird vom für die Kaffeetafel verantwortlichen Frauenbund unter anderem für das Kulturprogramm für die Kinder- und die Seniorenweihnachtsfeier des Ortes verwendet, wie die Vereinvorsitzende Heidemarie Petruschke sagt.

Mitarbeiter des Neuruppiner Mehrgenerationenhauses „Krümelkiste“ betreuen die Kinderbastelstube während des Weihnachtsmarktes. Dort kann der Nachwuchs kleine Weihnachtsgeschenke herstellen.

Mit weihnachtlichen Klängen stimmt die Bläsergruppe der Kreismusikschule die Besucher gegen 16 Uhr auf die Vorweihnachtszeit ein. Natürlich kommt auch der Weihnachtsmann in Karwe vorbei und hat für die Kinder süße Überraschungen im Gepäck. 70 kleine Geschenkbeutel haben Heidemarie Petruschke und ihre Mitstreiterinnen gefüllt. Damit alles wie geplant läuft, haben die Organisatoren alle Hände voll zu tun. Dass sich die Arbeit lohnt, zeigt die Zahl der Besucher. Rund 500 Leute finden immer am Samstag vor dem dritten Advent den Weg nach Karwe.

Liebe zu alten Stoffen

Regina Bieber macht aus Leinen und anderen Materialien die schönsten Taschen und Kissen

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Da steckt viel Liebe, Zeit und Fantasie drin: Taschen und Etuis aus den verschiedensten Stoffen. 
FOTOS (4): PETER GEISLER

Von Dagmar Simons

Wustrau. Wenn es um alte Stoffe geht, ist Regina Bieber in ihrem Element. Ob altes Leinen oder Stickereien, alles kann sie verwenden und fertigt daraus Beutel, Rucksäcke, Tischläufer, Wäschesäckchen mit Lavendel gefüllt, Kissen und vieles mehr. Jedes Teil ist ein Unikat.

Die Leidenschaft für diese nachhaltigen Materialien besteht bei der 69-Jährigen seit Kindertagen. „Ich bin in einem Bauernhaus aufgewachsen. Die Truhen auf dem Dachboden waren unerschöpflich“, erinnert sich die Wustrauerin. Die ehemalige Lehrerin hat immer gehandarbeitet, auch Kleider genäht. Seitdem sie im Ruhestand ist, hat ihr Hobby, wie sie sagt, „explosiv“ zugenommen. Zunächst hat sie im „stillen Kämmerlein“ so vor sich hin gearbeitet, bis ihre Tochter meinte, sie müsse ihre Werke auf Märkten anbieten.

Das tut sie mit viel Freude. In der Vorweihnachtszeit ist Hochkonjunktur. Das beginnt mit dem Wustrauer Kreativmarkt, den sie und ihre Tochter vor fünf Jahren ins Leben gerufen haben. „Wir wollten die Wustrauer, die kreativ sind, aus ihren Häusern holen.“ Und das offensichtlich mit viel Erfolg. In diesem Jahr boten 25 Teilnehmer Selbstgemachtes aus der Region an so wie die handgefertigten Seifen, die Regina Biebers Tochter Marie-Luise Klein herstellt. Aber auch auf den Weihnachtsmärkten der Region ist Regina Bieber anzutreffen.

Ich mag Stoffe mit Geschichte.

Regina Bieber
Hobby-Näherin

„Ich habe viel Spaß dabei und lerne viele nette Menschen kennen“, sagt sie. So wie das Ehepaar, das bei ihr ein Kissen für seinen Sohn gekauft hat. Nicht irgendeines, sondern das mit dem Sinnspruch „Ordnung ziert“. Allein das Gespräch zwischen Verkäuferin und Käufern war für beide Seiten überaus vergnüglich. Regina Bieber hat einen Lieblingsspruch: „Froh erfülle deine Pflicht“, damit kann sie sich gut identifizieren. Diese Sprüche findet sie auf so genannten Überhandtüchern, die zumeist reich bestickt und mit Sinnsprüchen versehen früher die benutzten Handtücher in der Küche verdeckten. „Ich mag Stoffe mit Geschichte“, sagt sie.

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Regina Bieber aus Wustrau liebt alte Stoffe und fertigt daraus Taschen, Rucksäcke und vieles mehr.

Aus alter Bauernbettwäsche, alten Tischdecken und Stickerei setzt sie Patchwork-Kissen zusammen. Dabei schneidet sie aus dem vorhandenen Material die gewünschten Teile heraus. Daneben stellt sie auch Kulturbeutel aus Leinen mit trocken gefilzten Motiven her. Sie selbst ist die beste Werbung für ihre Handarbeiten. Sie trägt ein schwarzes Leinenoberteil mit gefilzten roten Rosen, passend dazu eine schwarze Umhängetasche mit demselben Motiven.

Rosen zieren auch einen Rucksack, allerdings ist die Blume diesmal gehäkelt und schwarz auf naturfarbenem Leinen appliziert. Bei ihren Stofftaschen mixt Regina Bieber modernes und altes Leinen. Viele ihrer Stoffe ersteigert sie im Internet. Manchmal kommen Frauen mit altem Leinen zu ihr und bieten ihr das Material an. Teilweise verarbeitet sie auch Sackleinen. „Da ächzt die Nähmaschine.“ An die setzt sie sich nur, wenn sie Zeit und Lust hat. Als Ruheständlerin kann sie sich die Arbeit einteilen. Zeit braucht sie viel. In einem Kissen stecken etwa drei Stunden Arbeit, für einen Kulturbeutel mit gefilzten Motiven benötigt sie vier Stunden. Ihr Mann lässt sie „werkeln“, wie sie sagt. Er fährt sie auch zu den verschiedenen Ausstellungen. In ihrem Haus hat sie zwei Räume besetzt, in dem einen arbeitet sie, in dem anderen bewahrt sie ihre Arbeiten auf.

Ihre kreative Ader hat Regina Bieber offensichtlich vererbt. Ihre Tochter stellt hobbymäßig Seife her, ihre beiden Enkelinnen leben ebenfalls ihre schöpferische Ader aus, die eine fotografiert, die andere tritt in Omas Fußstapfen. Sie hat einen Rucksack nach dem Vorbild der Großmutter genäht. Diese hat noch genügend Ideen und Stoff für viele weitere Märkte.