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Ostdeutscher Unternehmertag Potsdam 2018

Ostdeutscher Unternehmertag in Potsdam stellt Digitalisierung in den Fokus

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Hartmut Bunsen, Sprecher der UV. FOTO: UV SACHSEN

Erster Ostdeutscher Unternehmertag stellt Digitalisierung in den Fokus – Betriebe fordern vor allem leistungsfähigere Breitbandnetze im Land

Von Gerald Dietz     

Auch bald 28 Jahre nach der deutschen Vereinigung gibt es besondere Strukturen in der Firmenlandschaft der neuen Bundesländer und damit teils unterschiedliche Interessen zu den Unternehmen in Westdeutschland. Dem versucht der heutige Ostdeutsche Unternehmertag in Potsdam gerecht zu werden, der in seiner Art der erste ist. Es gibt Planungen für eine regelmäßige Veranstaltung. Das zentrale Thema „Digitale Wende – Chancen und Risiken für den Mittelstand“ könnte aktueller kaum sein. „Für die Digitalisierung der Wirtschaft in Brandenburg müssen von der Regierung wirtschaftspolitische Handlungsempfehlungen und konkrete Schritte und Maßnahmen erarbeitet werden“, sagt der zu den Referenten zählende Präsident des Unternehmerverbandes Brandenburg-Berlin (UVBB), Burkhard Greiff. Der UVBB hat die Digitalisierung zum Schwerpunktthema im laufenden Jahr gemacht.

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Burkhard Greiff, Präsident UVBB. FOTO: UVBB

Die speziellen Herausforderungen für die ostdeutsche Wirtschaft werden hier besonders deutlich. Firmen in den neuen Bundesländern sind in aller Regel kleiner als im Westen und haben insofern größere Schwierigkeiten, die nötigen Investitionen zu stemmen. Insofern sei es auch von besonderer Bedeutung, welchen Nutzen sie letztlich haben, meint der Autor und Reporter Jens-Uwe Meyer, der sich mit seinem Buch „Digitale Disruption“ eingehend mit der Thematik befasst hat und beim Unternehmertag den zentralen Fachvortrag hält. Zudem sind die Basisvoraussetzungen andere, weil der Breitbandausbau der Netze teils langsamer vorangeschritten ist.

„Das schnelle Internet ist Grundlage der Digitalisierung“, sagt auch der Sprecher der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlins (UV), Hartmut Bunsen. Alle Fördermillionen nutzten wenig, „wenn der Glasfaserausbau stockt“. Das sei vor allem für viele kleine Betriebe ein erheblicher Standortnachteil, so Bunsen. Gleichwohl könnten sie durch effizientere Steuerungsmethoden bei den Produktionsprozessen von der Digitalisierung besonders profitieren. Dies kann laut Bunsen sowohl im Verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor zu erheblichen Produktivitätsfortschritten führen. Das sei auch ein Mittel, um den fortschreitenden Fachkräftemangel zu bekämpfen. Bunsen: „Fehlt es aber an leistungsfähigen Netzen, passiert nichts. Im Gegenteil: Wir verlieren unsere Wettbewerbsfähigkeit.“ Auch der brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), der zum Unternehmertag erwartet wird, hält die Digitalisierung für „eine Wachstums- und Modernisierungschance“ in Ostdeutschland. „Gerade die vielen kleinen und mittelgroßen Unternehmen in Brandenburg können von modernen Produktions- und Vertriebswegen profitieren“, so Woidke. Auch mit Blick auf die Themen Fachkräftesicherung, gute Arbeitsbedingungen oder weite Wege im ländlichen Raum hätten digitalisierte Firmen die Nase vorn. „Brandenburg versteht die Digitalisierung als gemeinsame Aufgabe, die wir als Landesregierung mit vielen Maßnahmen aktiv angehen“, kann Woidke auch Hoffnungen auf Flankierungen nähren.

„In einem Flächenland wie Brandenburg kann der digitale Wandel nur mit einer leistungsfähigen Breitbandinfrastruktur und schnellen Internetdatenleitungen gelingen“, sagt der ebenfalls zu den Referenten zählende Vorstandschef der brandenburgischen Investitionsbank (ILB), Tillman Stenger. Bund und Land hätten dafür Fördervoraussetzungen geschaffen. Allein im Jahr 2017 habe die ILB im Breitbandausbau knapp 160 Millionen Euro für 29 Projekte zugesagt. Weitere 14 Millionen Euro stünden für vier Projekte in diesem Jahr bereit.

Die UV als Interessengemeinschaft auch für den UVBB ist Veranstalter des Unternehmertages, der nach dem Vorbild des ebenso von der Organisation veranstalteten 6. Ostdeutschen Energieforums im Sommer 2017 organisiert wurde. Dort ging es um die besonderen Voraussetzungen ostdeutscher Unternehmen in der Energiewende.

Ein weiteres zentrales Thema wird die Datensicherheit sein. Nach Einschätzung der UV könnten die vielfach wandlungserfahrenen neuen Bundesländer eine Art Vorreiter der Digitalisierung sein.