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Aus- und Weiterbildung

Potsdamer-IHK-Bildungsleiter für Westbrandenburg Wolfgang Spieß freut sich über den neuen Ausbildungsberuf Kaufleute im E-Commerce

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Die Umsätze im Online-Handel wachsen jedes Jahr zweistellig. Jetzt wartet ein neuer Beruf. FOTOS:DPA

Aus- und Weiterbildung

Von Gerald Dietz  Für die im Sommer startende neue Ausbildungssaison kann Brandenburg aller Voraussicht nach mit einem neuen Ausbildungsberuf aufwarten. Erstmals sollen Interessenten den Job von Kaufleuten im E-Commerce erlernen können. Ihren Einsatzort finden sie in Unternehmen, die Waren oder Dienstleistungen über das Internet anbieten und vertreiben. Hierzu zählen sowohl die reinen Online- als auch sogenannte Multichannel-Händler, die ihre Produkte auf mehreren Verkaufswegen vertreiben. „Der Einzelhandel erlebt durch die zunehmende Digitalisierung derzeit einen tiefgreifenden Strukturwandel“, sagt der Bildungsleiter bei der für Westbrandenburg zuständigen Potsdamer Industrie und Handelskammer (IHK), Wolfgang Spieß. Die Umsätze im Online-Handel wachsen Jahr für Jahr zweistellig. Mittlerweile werden zehn Prozent des Gesamtumsatzes im Einzelhandel online erzielt. Auch immer mehr bisher rein stationäre Unternehmen sind im Internet für Ihre Kunden erreichbar und werden zu Multichannel-Händlern. „Der boomende E-Commerce verändert die Anforderungen an das Personal“, so Spieß. Es entstehen neue Tätigkeitsfelder, Prozesse und Geschäftsmodelle. Wer als Händler im Online-Handel innovativ bleiben will, braucht auch innovativen Nachwuchs. Daher hat der Handelsverband Deutschland mit dem Kaufmann/ Kauffrau im E-Commerce einen neuen Ausbildungsberuf entwickelt, der systematisch auf eine Karriere im Online-Handel vorbereitet.

Artikel veröffentlicht:  Dienstag, 06.03.2018 15:00 Uhr

10 Prozent der Umsätze im Einzelhandel sind online erzielt

Rechtlich ist keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Der Ausbildungsberuf Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce kann für Absolventen aller Schulformen geeignet sein. Wichtige Grundlagen sind vor allem gute Noten in Mathematik, Deutsch und Englisch. Darüber hinaus zählt aber auch Begeisterungsfähigkeit für Online und E-Commerce-Trends sowie für technische Innovationen. Auch Freude am Verkaufen und Vermarkten und das Interesse an betriebswirtschaftlichen Zusammenhängen und rechtlichen Vorgaben sollte vorhanden sein.

Die duale Ausbildung zum Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce erfolgt sowohl im Unternehmen als auch parallel dazu in der Berufsschule und dauert drei Jahre. Nach der Ausbildung können Kaufmänner und Kauffrauen im E-Commerce in allen Wirtschaftsunternehmen arbeiten, die Waren und Dienstleistungen auch oder ausschließlich über das Internet anbieten und vertreiben, oder aber bei Firmen die ihre Kunden beim Aufbau einer entsprechenden Strategie unterstützen.

Berufspraktiker im Hörsaal

Fachhochschule Potsdam startet ihre ersten Studiengänge

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Duale Studien kombinieren die Praxis im Betrieb mit einem Hochschul-Studium.
FOTO: DPA

Zum Wintersemester 2018/19 werden die ersten drei dualen Bachelorstudiengänge an der Fachhochschule (FH) Potsdam starten. Interessierte können sich dann akademisch und auch in fest integrierten Praxiseinsätzen in Unternehmen in den Bereichen Bauingenieurwesen, Infrastruktursysteme und Siedlungswasserwirtschaft am Fachbereich Bauingenieurwesen ausbilden lassen.

„Mit diesen dualen Studiengängen greifen wir verstärkt Infrastruktur-Themen auf“, erläutert FH-Präsident Eckehard Binas das Engagement der Hochschule, das auch vom Land Brandenburg unterstützt wird. Wie mit Fragen der Urbanisierung, des Klimawandels oder des Umweltschutzes umgegangen wird, trage zur Gestaltung unserer Zukunft bei. Binas: „Die Ausbildung dieser Fachkräfte praxisnah und mit Blick über den Tellerrand hinaus zu gestalten, ist eine Herausforderung, der wir uns gerne stellen.“ Mit der Horst Kasimir Bauunternehmung GmbH Mühlenbeck (Oberhavel) ist bereits ein erster Kooperationsvertrag für ein duales Studium unterzeichnet worden. Darüber hinaus hat sich eine Vielzahl von Unternehmen aus der Region Berlin-Brandenburg bereit erklärt, als Praxispartner im dualen Studium gemeinsam mit der FH Potsdam Studierende auszubilden. „Wir wollen mit dem dualen Studium die frühzeitige Verzahnung von Praxiswissen mit der Theorie fördern, um dem Nachwuchs schneller die Möglichkeit zu geben, eigenständige Aufgaben in der Bauleitung zu übernehmen“, erklärt Geschäftsführer André Kasimir das Engagement des Mühlenbecker Unternehmens. Hochschulabsolventen ohne Praxiswissen hätten in der Regel keine hinreichenden Erfahrungen, um auf der Baustelle als Führungskraft zu bestehen.

Die Horst Kasimir Bauunternehmung GmbH wurde 1989 in Berlin gegründet und hat heute 95 Mitarbeiter. Von Beginn an setzt das Unternehmen ausschließlich auf eigenes gewerbliches Stammpersonal – ein bedeutender Pfeiler der Erfolgsgeschichte der Firma. Durch die Ausbildung in unterschiedlichen Berufen wird der Nachwuchs gezielt auf die Bedürfnisse des Ingenieur-Hochbaus vorbereitet. Zudem erreicht das Unternehmen so die gewünschte Mischung aus Erfahrung und frischen Ideen. Duale Studiengänge werden nun erstmalig von dem Betrieb angeboten.

Die Bildung von Kooperationen für das duale Studium wird auch von der Fachgemeinschaft Bau unterstützt, wie Geschäftsführer Peter Kraschinski erklärt: „Fachkräftesicherung ist das Thema des nächsten Jahrzehnts und darüber hinaus in der Bauwirtschaft Berlins und Brandenburgs.“ Daher begrüße die Organisation die Einrichtung von dualen Bauingenieurstudiengängen.

Info unter

Trotz Zunahme Ausbildungsplätze frei

Insgesamt 2638 betriebliche Ausbildungsverträge konnten im zurückliegenden Jahr im Westbrandenburg umfassenden Kammerbezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam in deren Branchen unter Dach und Fach gebracht werden. Immerhin 92 mehr als 2016.

„Dennoch“, so Peter Heydenbluth, Präsident der IHK, „sind noch – oder schon wieder – um die 700 Plätze in den Unternehmen und Behörden frei“. Diese Zahl wird im Verlauf des weiteren Jahres noch rasant ansteigen.

Auf der Hitliste der meisten freien Ausbildungsplätze stehen derzeit Kaufmann/-frau im Einzelhandel, die Fachkraft für Lagerlogistik sowie Berufskraftfahrer/-in auf den ersten drei Plätzen. Von den Jugendlichen dagegen nach wie vor am meisten in der Online-Lehrstellenbörse recherchiert werden Klassiker wie die Berufsbilder Metallbauer/-in, Industrie- sowie Automobilkaufmann/-frau.

Vom Bootsführer bis zum Bordmechaniker

Der Beruf des Binnenschiffers bringt viel Abwechslung

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Klar zum Anlegen: Julian Schnieders bei der Arbeit. FOTOS: DPA

Von Verena Wolff

Binnenschiffer sind viel auf den Wasserstraßen in Deutschland und dem angrenzenden Ausland unterwegs – aber kein Arbeitstag gleicht dem anderen. Sie müssen Techniker sein, nautisches Verständnis haben und einen Haushalt führen können.

Julian Schnieders ist schon früh auf ein Schiff gekommen - sechs Jahre alt war er, als der Onkel ihn auf seinem Binnenschiff mitnahm. „Das muss mich in jungen Jahren wohl so fasziniert haben, dass ich immer wieder und länger mitgefahren bin“, sagt der heute 19-Jährige, der im dritten Jahr der Ausbildung zum Binnenschiffer ist. Der Onkel ging in Rente, als Julian 13 war. „Ich hatte aber immer das Bedürfnis, wieder auf einem Schiff zu fahren und zu arbeiten.“

Den Ausbildungsplatz fand er auf einem Tankschiff eines Familienbetriebs, die Chemie stimmte. Und so fährt Schnieders an Bord der „Charisma“ jetzt über die Flüsse und Kanäle in Deutschland und dem angrenzenden Ausland.

Ohne Faszination geht es nicht, sagt Volker Müßig. Er ist der Leiter des Schulschiffes „Rhein“. „Wer Binnenschiffer wird, der muss diesen Beruf gern machen“, sagt Müßig, der im Vorstand des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) ist.

Auch Julian Schnieders hat bereits Erfahrung mit seinen Schichten – häufig heißen die 14/14. „Das bedeutet, dass ich zwei Wochen ununterbrochen an Bord bin und dann zwei Wochen frei habe“, erläutert er. Allerdings bedeutet das auch, dass man nicht jedes Wochenende bei Freunden oder der Partnerin sein kann.

Weder ein Job für Mimosen noch für Egoisten.

Volker Müßig Schulschiffleiter

Um die Ausbildung zum Binnenschiffer gut hinter sich zu bringen, müssen die jungen Leute einiges mitbringen. „Das ist weder ein Job für Mimosen noch für Egoisten“, sagt Müßig. „Wir brauchen Leute mit hoher Sozialkompetenz, die ein gutes technisches Verständnis haben und bei allem einspringen, was zu tun ist“, sagt Klaus Paulus, der Schulleiter des zur „Rhein“ gehörenden Berufskollegs ist.

Dabei kommt es heute nicht mehr so auf Kraft an. „Vieles wird per Joystick oder Touchscreen bedient“, so Azubi Schnieders. Trotzdem vermittelt die Schule die Basis dessen, was sich hinter Technik und Mechanik verbirgt.

Formale Voraussetzungen verlangen die Binnenschiffer nicht. „Früher war das ein Beruf, der lauter Leute ohne Schulabschluss eingesammelt hat“, so Müßig. Das sei nicht mehr so. „Man muss ein technisches Grundverständnis mitbringen und die deutsche Sprache beherrschen“, sagt Paulus. Auch Englisch werde immer wichtiger und geprüft. Viele Auszubildende seien Umschüler – der älteste war 54 Jahre alt. In einem normalen Jahrgang variiere das Alter zwischen etwa 16 und 30 Jahren. Auch immer mehr Frauen gibt es in der Ausbildung.

Arbeit gibt es für die Bootsleute auf Passagier-, Güteroder Tankschiffen. Auch Fähren und Schlepper können Einsatzorte sein. Die Binnenschiffer sind für Schiffe und Ladung gleichermaßen verantwortlich. Sie seien „Maschinisten, Elektriker, Maler und Hauswirtschafter in einem“, sagt Paulus. Nach der Bootsmannprüfung, wie die Gesellenprüfung heißt, können die Binnenschiffer nun auch den Meister machen. Außerdem gibt es die Möglichkeit des dualen Studiums.