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Tag des Friedhofs

Friedhof ist den Deutschen wichtig

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Eine Grabstelle ist für die Bestattung vorbereitet. FOTOS: BDB, DPA

Ohne Gießen grünt und blüht nichts

Von Ulrich Nettelstroth  Wenn ein Mensch stirbt, dann ist das für die Familie und für alle in seinem engeren Umkreis ein tiefer Einschnitt. Der Weggang eines vertrauten Mitmenschen ist in seiner Endgültigkeit für viele nur schwer zu akzeptieren. Deshalb sind Abschiedsrituale, Trauerfeiern und Bestattungszeremonien seit jeher ein wichtiger Teil unserer Kultur.

Auch entfernt lebende Angehörige brauchen einen konkreten Ort für die Trauer


Bestatter verstehen sich als persönliche Begleiter


In einer Zeit, in der die Möglichkeiten der Bestattung vielfältiger werden, fühlen sich Angehörige mitunter bei der Entscheidung überfordert. Bestatter verstehen sich als persönliche Begleiter. Bei allen Produkten rund um den Friedhof, wie zum Beispiel bei Grabsteinen oder Grabbepflanzung, kennt sich der qualifizierte Bestatter aus. Er arbeitet mit Steinmetzen und Gärtnern zusammen und kennt die regionalen Gestaltungsspielräume ebenso wie die Vorschriften auf dem jeweiligen Friedhof.


Der Friedhof bleibt der wichtigste Bestattungsort


Der Friedhof ist aus Sicht der Deutschen weiterhin der wichtigste Bestattungsort. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die vom Kuratorium Deutsche Bestattungskultur in Auftrag gegeben wurde. Demnach zieht zwar die Mehrheit in Deutschland inzwischen die Feuerbestattung einer Erdbestattung vor. In rund 64 Prozent aller Fälle wurde 2016 die Feuerbestattung gewählt. Jedoch entschieden sich weit über 90 Prozent dafür, dass Sarg oder Urne auf einem der rund 32 000 kommunalen oder kirchlichen Friedhöfe beigesetzt werden. Alternative Bestattungsmöglichkeiten wie Friedwälder oder die Seebestattung werden dagegen nur sehr selten gewählt.

In vielen Fällen werden pflegearme oder pflegefreie Grabanlagen auf den letzten Ruhestätten gewählt. Durch die erhöhte Mobilität ist die traditionelle individuelle Grabpflege nur noch selten zu leisten. Allerdings ist es auch für entfernt wohnende Angehörige oft wichtig, einen konkreten Ort für ihre Trauer zu haben.

Andreas Dieckmann, Vorsitzender des Kuratoriums Deutsche Bestattungskultur und Bestatter aus Brandenburg an der Havel, betont, dass es Menschen heute darauf ankommt, neue Formen der Trauerbewältigung praktizieren zu können: „Diese können durchaus auch auf dem Friedhof ihren Platz finden, wenn dort mehr Möglichkeiten geschaffen werden als bisher: Unsere Friedhöfe müssen individueller und bunter werden“, so die Überzeugung von Andreas Dieckmann.

Ohne Gießen grünt und blüht nichts

In diesem Sommer waren Friedhofsgärtner ganz besonders gefordert

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Auf den Grabstellen grünt und blüht es durch regelmäßiges Gießen noch. Ringsherum sind Sträucher und Hecken in Stress. FOTO: GDF

Auf den Friedhöfen ist es derzeit wie überall – die Spuren der langen Trockenheit sind nicht zu übersehen. Die Grabstellen selbst sind in der Regel in gutem Zustand, aber rundherum ist viel verdorrt. „Bei uns Friedhofsgärtnern liegt die Priorität derzeit ganz klar beim Pflanzenerhalt. Das gelingt nur durch das ununterbrochene Gießen. Dafür lassen wir alles andere gerade liegen“, erklärt Friedhofsgärtnermeister Ralf Kretschmer. „Wir arbeiten seit Monaten rund um die Uhr an sechs Tagen in der Woche, damit unsere Pflegegräber bestmöglich versorgt sind“, so Kretschmer.

Auch die Tiere auf dem Friedhof leiden sehr und haben sich in den heißen Wochen in die hintersten Winkel zurückgezogen. Amseln, Bienen und Eichhörnchen profitieren von Trinkschalen mit Wasser, die in vielen Fällen von den Friedhofsgärtnern aufgestellt worden sind.

Was auf den Pflegegräbern dank der Wasserversorgung klappt, sieht bei gestressten Bäumen, Sträuchern und Hecken oft schon ganz anders aus. Die Blätter haben sich bereits rötlich, bräunlich oder gelblich verfärbt. Einige Bäume und Sträucher sind sogar schon fast kahl. „Landauf und landab hat der Herbst bereits begonnen“, resümiert Friedhofsgärtner Ralf Kretschmer. „Die Folgen dieses Sommers werden wir noch bis in das nächste Jahr hinein spüren. Erst dann werden sich unsere Arbeitsabläufe normalisieren und die Pflanzen hoffentlich erholen“.

Jüdischer Friedhof wird saniert

Seit 1815 gibt es einen Jüdischen Friedhof an der Kremmener Straße in Oranienburg. Seit 2005 finden dort wieder Bestattungen statt – ein Zeichen für die wieder wachsende jüdische Gemeinde in der Stadt, so Bürgermeister Alexander Laesicke (parteilos). Das Land Brandenburg fördert die Sanierung der Halle und der Mauer des 1939 von den Nationalsozialisten geschlossenen und seit 1977 unter Denkmalschutz stehenden Friedhofs mit 136 400 Euro. Der Fördermittelbescheid erging im Juni.