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Gefahren in der Dämmerung

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Im Herbst ist die Gefahr eines Wildunfalls besonders groß. FOTOS: HUK COBURG, DPA

Ab Tempo 80 „Wasserski“ 

Im Herbst nehmen Wildunfälle drastisch zu: Während sich unterjährig 100 Wildunfälle pro Tag ereignen, steigt die Zahl laut der Huk Coburg in den Monaten Oktober und November auf 160 Unfälle pro Tag an. Besonders hoch ist die Unfallgefahr in der Dämmerung und auf Straßen, die an Wäldern oder Feldern vorbeiführen. Autofahrer müssen hier immer damit rechnen, dass Wildtiere die Straße queren. Mit einer umsichtigen Fahrweise lässt sich mancher Unfall vermeiden. Konkret heißt das, die Straßenränder im Auge behalten und immer bremsbereit sein. Denn oft taucht das Wild in einer Entfernung von nur 20 Metern oder noch weniger vor der Kühlerhaube auf – und das auch meist nicht allein, sondern im Rudel. Schnellfahrer haben keine Chance zu bremsen. Wichtig ist auch, sofort abzublenden und zu hupen.

An Waldstücken und Feldern: Geschwindigkeit anpassen und auf der Hut sein

Ab Tempo 80 „Wasserski“ 

Bei Aquaplaning heißt es, besonnen zu reagieren und nicht zur Seite zu steuern

Auch mit modernen Reifen ist die Aquaplaning-Gefahr nicht vollständig gebannt. Die Physik lässt sich nicht überlisten“, sagt Dekra-Reifenexperte Christian Koch. Sobald das Wasser auf der Fahrbahn wenige Millimeter hoch steht, kann bei höheren Geschwindigkeiten ein Wasserkeil unter den Vorderrädern entstehen, der das Fahrzeug unlenkbar macht.

Geschwindigkeit und Profiltiefe entscheiden

„Wie schnell ein Reifen aufschwimmt, hängt stark von der Fahrgeschwindigkeit und der Profiltiefe der Reifen sowie von der Wassertiefe ab“, erklärt Koch. Für gebrauchte Reifen mit mehr als drei Millimetern Profiltiefe gilt die Faustregel: „Ab 80 km/h fahren Sie Wasserski.“ Im Bereich des gesetzlichen Minimums von 1,6 Millimetern kann Aquaplaning aber auch schon bei 65 bis 70 km/h auftreten.

Aus diesem Grund empfiehlt die Dekra, nicht nur Winter-, sondern auch Sommerreifen nicht bis zum gesetzlichen Minimum von 1,6 Millimetern herunterzufahren, sondern schon bei einem Restprofil von drei Millimetern auszutauschen. „Dann hat der Fahrer auf nasser Fahrbahn eindeutig mehr Sicherheitsreserven“, betont Koch. „Zu hohe Geschwindigkeit ist die Ursache Nummer 1 bei AquaplaningUnfällen“, warnt der Unfallsachverständige. „Ich empfehle, auf Fahrbahnen mit durchgehendem Wasserfilm unbedingt das Tempo zu verringern und nicht abzuwarten, bis Aquaplaning auftritt. Beachten Sie unbedingt die für Nässe geltenden Geschwindigkeitsbeschränkungen.“

Je höher das Wasser auf der Straße steht, umso schneller schwimmen die Reifen auf. Kritische Stellen sind Spurrinnen und andere Vertiefungen, in denen sich das Wasser sammelt. Aquaplaning wird außerdem begünstigt durch zu geringen Reifendruck, breite Reifen und verschlissene Stoßdämpfer.

Runter vom Gas und stur geradeaus lenken

Was tun, wenn es passiert und das Fahrzeug plötzlich aufschwimmt? „Das Tempo verringern, dafür zügig, aber nicht zu abrupt vom Gas gehen, Kupplung treten und das Lenkrad gerade halten“, empfiehlt Koch. Wichtig: In dieser Situation auf keinen Fall zur Seite lenken, sonst besteht die Gefahr, dass das Fahrzeug ausbricht, wenn die Reifen mit der Fahrbahn wieder in Kontakt kommen. go


Was tun, wenn der Unfall trotzdem passiert? Sofort die Warnblinkanlage anschalten, Warnweste anziehen, die Unfallstelle mit einem Warndreieck sichern und die Polizei verständigen. In den meisten Bundesländern ist der Anruf ohnehin obligatorisch. Die Beamten informieren den Jagdpächter, nehmen den Unfall auf und erstellen eine Bescheinigung über den Wildunfall. Letztere braucht der Versicherer, sobald der Schaden die 1000-Euro-Grenze übersteigt. Und das ist eher die Regel als die Ausnahme. Nach den Erfahrungen der Huk Coburg kostet ein Wildschaden durchschnittlich 2500 Euro.

Das Risiko eines Wildunfalls ist hoch: Pro Jahr kommt es laut Gesamtverband der Versicherungswirtshaft deutschlandweit zu mehr als 260 000 unliebsamen Begegnungen zwischen Auto und Wild. Für Schäden, die durch eine Karambolage mit Tieren jeglicher Art entstehen, ist die Teilkasko-Versicherung zuständig. Wichtig für Versicherte mit einer Vollkasko-Versicherung: Zwar beinhaltet die immer eine Teilkasko-Versicherung, jedoch wirkt sich ein hier entstandener Wildschaden nicht auf den Schadenfreiheitsrabatt der Vollkasko aus. Oft kollidiert ein Fahrzeug aber gar nicht direkt mit dem Tier, sondern der Autofahrer erschreckt und verreißt das Lenkrad.

Ein anderes Unfallszenario: Der Autofahrer weicht bewusst aus, um nachweislich einen größeren Schaden zu vermeiden. Auch in solchen Fällen zahlt die Teilkasko-Versicherung. Gemäß der aktuellen Rechtsprechung muss der Fahrer dafür aber schon den Zusammenprall mit Wildschwein, Reh oder Hirsch vermieden haben und einen Zeugen benennen können.

Wer für Hase und Co. ausweicht, steht aber auch nicht ohne Versicherungsschutz da. Vorausgesetzt er hat eine Vollkasko-Versicherung. Sie übernimmt normalerweise die Schäden, die durch ein derartiges Ausweichmanöver entstehen. go